DEUTSCHkurs ONLINE – “Ja, ich will!”
Kleine Mädchen träumen seit Kindertagen davon, bekannte Persönlichkeiten tun es im Licht der Öffentlichkeit. Und in fast allen Hollywoodfilmen ist es das langersehnte Happyend. Die Rede ist vom Heiraten.
Ein typisch deutsches Wohnzimmer: ein Bücherregal, ein großer Fernseher, ein Couchtisch und natürlich ein großes Sofa. Das ist heute besetzt von Frauen jeden Alters. Warum? Na, was für eine Frage! Eine royale Hochzeit wird übertragen. Irgendein Sprössling einer herrschaftlichen Familie lässt sich trauen beziehungsweise traut sich, den Bund fürs Leben zu schließen. Gebannt wird die Fernsehübertragung mit allen Vorbereitungen und Gästen beobachtet und von den Damen kommentiert. Natürlich bleibt dabei nicht aus, dass frau sich über das Heiraten im Allgemeinen und über die ganz persönlichen Vorstellungen austauscht. So etwa über das Heiratsdatum.
Schnapszahl-Hochzeit
Der 06.06.06 oder der 12.12.12: Sind das Tage wie jeder andere? Für alle unromantischen oder gar alleinstehenden Menschen ist es einfach ein Schnapszahl-Datum. Für alle Heiratswütigen jedoch ist es das perfekte Datum, um sich das Jawort zu geben. Warum? Weil es nicht nur in den meist weißen und mit goldenen Ringen verzierten Hochzeitseinladungen hübsch anzusehen ist, sondern auch ein Datum ist, das sich jeder gut merken kann.
Jetzt könnte man der Braut, also der zukünftigen Ehefrau unterstellen, dass gerade so ein Termin gewählt wird, damit ihr Zukünftiger keinen einzigen Hochzeitstag vergessen kann. Denn manchem Mann wird diesbezüglich eine gewisse Vergesslichkeit nachgesagt. Apropos Braut: Das Wort ist schon im 9. Jahrhundert verzeichnet und bezeichnete eine junge Frau, die am Tag ihrer Hochzeit ihre Jungfräulichkeit verlor und somit rechtmäßige Frau des Mannes wurde.
Traumhochzeit oder Profit?
Heutzutage träumen viele Mädchen schon in frühen Jahren von dem Moment, an dem sie heiraten. Diese „Traumhochzeit“ kann dabei natürlich von Frau zu Frau stark variieren: mal sollte der Bräutigam ihr dabei an einem Sandstrand das Jawort geben, mal unter Wasser, mal in den Bergen. Aber sehr viele Frauen stellen sich den schönsten Tag des Lebens, den eigentlichen Hochzeitstag, als einmalige Gelegenheit vor, einmal „Prinzessin“ zu sein: in einer weißen Kutsche zu fahren, mit einem weißen Kleid in ein kleines weißes Schloss zu schreiten und dort ihrem „Prinzen“ die ewige Liebe zu schwören.
Aus diesen merkwürdigerweise ziemlich kitschigen Vorstellungen – auch mancher emanzipierter Frau – ziehen mittlerweile jede Menge Menschen Profit. Es gibt Hochzeitsplaner, Hochzeitszeitschriften, Hochzeitskonditoren, die riesige, mehrstöckige Hochzeitstorten backen, natürlich Juweliere für Hochzeitsringe – und nicht zu vergessen – die Brautmodengeschäfte. Denn für das perfekte Hochzeitskleid ihrer Träume blättert frau gut und gerne mal mehrere Tausend Euro hin. Vorbild für eine perfekte Hochzeit sind nicht selten die adeligen Traumhochzeiten, aber auch die zahllosen Hollywood-Filme, in denen ein Happyend ohne Hochzeit selten wirklich schön ist.
Die hohe Zeit
Natürlich ist das wahre Leben immer ein ganzes Stückchen anders als ein Film. Und nicht jede Frau bekommt einen romantischen Heiratsantrag oder stürzt sich schnell, Hals über Kopf, in eine Ehe. Früher wurde zwar schon oft Hals über Kopf geheiratet, aber dann eher, weil das mit der Keuschheit bis zur Ehe nicht ganz so gut funktioniert hatte und bereits Nachwuchs unterwegs war. Mit einem Trauschein in der Hand war es gesellschaftlich eben in Ordnung, ein Kind zu bekommen.
Eine Hochzeit war, auch sprachwissenschaftlich, immer eine Hoch-Zeit – nicht nur der Gefühle. Im Mittelhochdeutschen bedeutete hochgezit nämlich „hohe Zeit“. Sprachliches Synonym und eine Art Vorläufer des Wortes Hochzeit ist das Wort Brautlauf. Es umschreibt vermutlich den Vorgang, wie die Braut ins Haus des Bräutigams und seiner Familie geführt wurde, womit sie laut geltendem Rechtsverständnis dann Mann und Frau waren.
Vom Einheiraten …
Das zeugt nach heutigem Verständnis von wenig Romantik. Aber früher stand selten eine freie Entscheidung vor dem Jawort. Vor einigen Jahrhunderten wurden Mann und Frau noch verheiratet. In manchen Regionen auf der Welt ist das auch heute immer noch so. Die Eltern entscheiden, mit wem ihr Kind den Rest seines Lebens verbringt. Wichtig dabei: das Vermögen der Familie, in die eingeheiratet wird, der mögliche Zuwachs von Landbesitz sowie das Ansehen, das die jeweilige Familie durch die Heirat gewinnt.
Eine Frau hatte aber auch dann noch nicht wirklich viel Entscheidungsfreiheit. So zogen junge unverheiratete Burschen los und gingen auf Brautschau, um eine geeignete Dame zu finden.
…und Brautschauen
Hatten sie sich dann eine hübsche, wohlerzogene und standesgleiche junge Dame ausgesucht, konnten sie trotzdem nicht einfach fragen: „Willst du mich heiraten?“ Sie mussten beim Vater um die Hand der Tochter anhalten, also seine Erlaubnis zur Heirat einholen. Dabei steht die Hand natürlich symbolisch für die ganze Frau. Willigte der Vater ein, so hieß das nichts anderes, als dass sie von einer Schirmherrschaft in die andere wanderte.
Diese symbolische Praxis hat sich bis heute bei denjenigen erhalten, die kirchlich heiraten. Die Frau wird in der Regel entweder vom Vater oder einem männlichen Vertreter der Familie bis zum Traualtar geführt und dort dem Bräutigam zugeführt.
Polterabende und Brautsträuße
Rund um den eigentlichen Hochzeitstag gibt es noch jede Menge Bräuche, die wir nicht vergessen wollen. Dazu zählen der Abschied vom Junggesellen- und Junggesellinnendasein, der feucht-fröhlich gefeiert wird, und der Polterabend, bei dem jede Menge Porzellan zerschlagen und richtig Lärm gemacht, gepoltert, wird.
Auch das frischgebackene Hochzeitspaar muss Einiges über sich ergehen lassen. Zu einem der ältesten Bräuche gehört das Brautaufhalten. Dabei darf das Brautpaar erst weg, wenn es eine Aufgabe gelöst, Hindernisse überwunden oder sich mit Süßigkeiten oder Ähnlichem „freigekauft“ hat. Ein Brauch ist besonders für die alleinstehenden Damen sehr wichtig: das Werfen des Brautstraußes nach der Trauung. Diejenige, die ihn gefangen hat, darf schon mal anfangen zu träumen. Denn der Aberglaube will, dass sie als nächste ihren Traumprinzen trifft.
Der Traumprinz und die Schnapszahl
Sollten beide dann an einem Schnapszahldatum heiraten wollen, müssten sie sich beeilen. Denn mit dem 12.12.12 ist Schluss mit den Schnapszahlen. Aber merke: Das Datum des Hochzeitstags nicht zu vergessen, sollte für den Traumprinzen auch unabhängig von der Schnapszahl wichtig sein. Denn ansonsten wäre er ja kein Traumprinz, oder?